Warum einen naturnahen Garten anlegen?

Durch die Intensivierung der Landwirtschaft, den hohen Einsatz von Pestiziden und Dünger, die Monokulturen und die Entwässerung von den Feuchtgebieten sind in den letzten Jahrzehnten viele Lebensräume in der Offenlandschaft verloren worden. Bienen, Schmetterlinge, Vögel und Kleinsäuger finden in der intensiv genutzten Landwirtschaftsfläche kaum noch Nahrung und Unterschlupf. Zusätzlich muss immer mehr  Natur den neuen Siedlungen und dem Straßenbau weichen. Und auch dort, werden nur begrenzt Naturräume belassen.

Es braucht grundlegende Änderungen in der Politik, um den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen. Mehr zum Zustand der Natur in Luxemburg finden Sie hier.

Jeder Garten- und Balkonbesitzer kann jedoch dazu beitragen, unsere Siedlungen lebensfreundlich und naturnah zu gestalten, indem er seinen Garten/Balkon so einrichtet, dass Wildbienen, Rotkehlchen, Igel und Co. hier einen wertvollen Lebensraum vorfinden.

Mit dieser Internetseite, möchten wir Sie dabei unterstützen, Ihren Garten/Balkon naturnah zu gestalten. Im Internet gibt es eine Vielzahl an Tipps und Ideen. Im Folgenden haben wir Ihnen eine Auswahl von Tipps zusammengestellt.

Naturnahen Garten anlegen – Tipps und Ideen

Jeder Garten ist anders (Größe, Standort, Beschattung, etc…) und auch die Ansprüche die Sie an Ihren Garten stellen unterscheiden sich eventuell von denen Ihres Nachbars. Auf dieser Seite finden Sie deshalb eine große Auswahl an Tipps und inspirierenden Ideen dazu, wie Sie Ihren Garten nach Ihren persönlichen Wünschen naturnah gestalten können.

Es gibt jedoch verschiedene Regeln, die Sie beachten sollten, wenn Sie Bienen, Schmetterlingen, Vögel und Kleinsäugern in Ihrem Garten ein Zuhause bieten möchten:

© Claudine Junck

Im naturnahen Garten ist weniger meist mehr: Geduld zahlt sich aus. Wer es fertig bringt sich selber etwas zurück zu nehmen und zu beobachten welche Pflanzen sich von alleine im eigenen Garten ansiedeln, ist meist überrascht wie viele und durchaus hübsche Blütenpflanzen er vorfindet. Es braucht dann auch keine großen Überlegungen welche Pflanze wohin gehört. Die Pflanzen siedeln sich von selbst dort an, wo die Boden- und Lichtverhältnisse für sie passen. „Problemkräuter“, welche sich sehr schnell Ausbreiten und den anderen Pflanzen den Platz und die Ressourcen nehmen, können dann einzeln per Hand entfernt werden.

Wenn Sie nicht auf zugekaufte Pflanzen verzichten möchten, dann achten Sie darauf einheimische Pflanzen, die bestenfalls nicht mit Pestiziden behandelt wurden einzusetzen. Viele Wildbienen und Schmetterlinge haben sich auf bestimmte Pflanzenarten spezialisiert und brauchen diese um ihren Lebenszyklus zu durchlaufen.

Bei Zierpflanzen ist es wichtig darauf zu achten, dass die Blüten nicht gefüllt sind. Bei gefüllten Blüten sind die Staubblätter (die den Pollen tragen) zu Blütenblättern gezüchtet worden. In diesen „gefüllten Blüten“ finden Bienen und Schmetterlinge keinen Pollen und Nektar mehr.

Eine Liste mit insektenfreudlichen Pflanzen, die ihrem Garten über die ganze Saison zu farbigen Blüten verhelfen finden Sie hier

Wollen Sie Kleinsäugern, wie z.B. dem Igel einen Zugang zu Ihrem Garten gewähren, müssen Sie darauf achten, dass Sie Ihren Garten nicht vollständig mit Gitter und Draht absichern.

Mehr hierzu auf unserer Seite „Mir leeën e kéiséckerfrëndleche Gaart un“

Möchten Sie Wildbienen mit Hilfe eines Insektenhotels ein Zuhause bieten, sollten Sie auch darauf achten, dass die Bienen in Ihrem Garten über die ganze Saison genügend Futter (Blütenpflanzen) und Material zum Verschließen der Brutzellen (Erde, Sand) auffinden können. Die Flugdistanz der meisten Wildbienen ist nämlich sehr begrenzt. Auch sollte die Nisthilfe richtig angebracht werden.

Detailliertere Informationen zu Insektenhotels und Wildbienen finden Sie z.B. im Dokument Tipps für die Gestaltung eines Bienenhotels, zusammengestellt von den luxemburgischen Naturschutzsyndikaten, in dem Faltblatt von natur&ëmwelt „Vielfalt für Bienen“ oder auf der Internetseite des Nabu „Gut gemacht statt gut gemeint – So bauen Sie wirksame Nisthilfen für Wildbienen.

Auch die Naturparks in Luxembourg bieten mit Ihrer kampagne „Naturparken zu Lëtzebuerg – (een) Insekteräich“ vielen interessante Tipps, wie Sie Ihren Garten oder Balkon Insektenfreundlich gestalten können.

Naturnahes Gärtnern – allgemein

© Claudine Junck

Auf folgenden Seiten finden Sie eine Vielzahl an Informationen zu naturnahen Gärtnern:

Staudenbeet anlegen

Stauden sind mehrjährige Blütenpflanzen. Die ersten Jahre nach der Pflanzung müssen Sie noch 2-3 Mal im Jahr ungewollte Gräser und andere „Eindringlinge“, die sich zwischen den Stauden ansiedeln, manuell entfernen. Doch wenn die Stauden bis ihre volle Größe angenommen und den Platz, den Sie ihnen bei der Pflanzung zugewiesen haben, voll ausnutzen, hat das „Unkraut“ fast keine Chance mehr. Dann müssen Sie die Stauden nur noch einmal im Jahr zurückschneiden (möglichst erst im Frühjahr, so dass Insekten in den abgestorbenen Stängeln überwintern können und Vögel auch im Winter Nahrung finden).

Unsere Kampagne „Äre Gaart a Balcon, a voller Bléi fir eis Beien a Päiperleken“ bietet Ihnen Pflanzenlisten (Stauden, Kräuter, frühblühende Blumenzwiebeln und Gehölze), welche Bienen und Schmetterlingen über die ganze Saison Pollen und Nektar bieten.

Auf folgenden Internet Seiten finden Sie praktische Tipps, wie Sie ein farbenfrohes Staudenbeet anlegen:

Blumenwiese anlegen  

Auch eine Blumenwiese verursacht recht wenig Arbeit. Einmal angelegt, muss sie nur noch 1-2 Mal im Jahr gemäht werden. Auch hier gilt: einheimische Saatmischungen wählen. Einzelne Abschnitte können die ganze Saison bis zum nächsten Frühjahr stehen gelassen werden. Aber Achtung: nicht alle Saatmischungen sind für jeden Standort geeignet.

Wir empfehlen den „Wëllplanzesom Lëtzebuerg„. Er wird regional angebaut und enthält nur Samen von Pflanzen, die auch in der Natur bei uns vorkommen.

  • Anlage von naturnahen Grünflächen im Siedlungsbereich – Ein Praxisratgeber für Gemeinden und Interessierte„ 2. Auflage 2022; Herausgegeben vom Naturschutzsyndikat SICONA , Naturpark Öewersauer, Natur- a Geopark Mëllerdall, Naturpark Our, Kampagne Ouni Pestiziden, Biologische Station SIAS, Nationalmuseum für Naturgeschichte, Ministerium für Umwelt, Klima und nachhaltige Entwicklung, Naturverwaltung.
  • Wildblumenwiese – Eine Gebrauchsanleitung März 2019. Herausgegeben von der Plattform „Ouni Pestiziden“

Warum diese speziell für Luxemburg entwickelten Saatgutmischungen mit gebietsheimischen Arten verwenden und nicht irgendeine beliebige Mischung?

Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, die für eine Verwendung von regionalen und gebietseigenen Saatgutmischungen sprechen.
1. Artenzusammensetzung
Die für Luxemburg entwickelten Mischungen enthalten nur Arten, die in Luxemburg eine natürliche Verbreitung haben. Sie enthalten keine Zierpflanzen und keine Arten, die bei uns nicht vorkommen. Auch sogenannte Neophyten, die eingeschleppt werden könnten und sich gegebenenfalls massenhaft vermehren, sich zu Problempflanzen entwickeln und heimische Arten sogar verdrängen können, sind nicht enthalten.
Die derzeit für Luxemburg entwickelten Mischungen enthalten auch (noch) keine Arten, die bei uns geschützt, sehr selten und gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht sind. Insbesondere für die sehr seltenen Arten haben wir eine besondere Verantwortung und müssen die wenigen bestehenden Populationen unbedingt schützen. Um diese Arten in Luxemburg zu erhalten, werden spezielle Schutz- und Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt. Das Ausbringen von Saatgut solcher Arten aus anderen Herkunftsgebieten stünde dem entgegen, da sich diese Pflanzen in unsere hiesigen Populationen einkreuzen und deren genetischen Eigenarten gefährden könnten (siehe unten). Aus diesem Grund werden vor allem diese seltenen Arten in Luxemburg nun vorrangig in der luxemburgischen Produktion von Saatgut vermehrt.
2. Genetische Herkunft
Da sich Populationen einer Art, also alle Pflanzen einer Art, die in einem bestimmten Gebiet vorkommen und sich gegenseitig bestäuben können, im Laufe der Zeit an die Standortbedingungen dieses Gebietes anpassen, sollte aus Naturschutzsicht der Herkunftsort des Ausgangssaatguts (das für die Anlage von Blumenwiesen verwendet wird) und der Verwendungsort möglichst benachbart sein. Dann spricht man von gebietseigenem oder autochthonem Saatgut. Einkreuzungen mit Pflanzen derselben Art, die aus einem weiter entfernten Gebiet stammen und gegebenenfalls an andere Standortbedingungen angepasst sind, können die Entwicklung der bereits vorhandenen natürlichen Populationen negativ beeinträchtigen und zu Artenverlusten führen. Aus dem gleichen Grund werden auch Zuchtformen, die sich mit den heimischen wildwachsenden Pflanzen (Wildpflanzen) einkreuzen können, vermieden.
Es ist demnach unabdingbar auf Saatgut mit einer gesicherten Herkunft aus nahe gelegenen Gebieten und, sobald verfügbar, regional autochthon aus Luxemburg zurückzugreifen, um eine Beeinträchtigung der natürlichen Flora auszuschließen. Bei der Anlage von Blumenwiesen, Blühstreifen oder Säumen sollte deshalb keinesfalls irgendeine beliebige Mischung gekauft werden – auch wenn diese oftmals günstiger sind – sondern bedacht eine der für Luxemburg angepassten Mischungen verwendet werden. Dies ist natürlich insbesondere sehr wichtig, sobald die ersten luxemburgischen Samen in den Saatgutmischungen enthalten sind. Daher ist es vorgesehen, bei Verwendung dieser luxemburgischen Mischungen eine staatliche Förderung zu erhalten.

Wie lege Ich eine Blumenwiese an? -Die Aussaat

Bei starker Belastung mit Problemkräutern, die sich überwiegend über Samen vermehren (z. B. Gänsefuß, Melde): vor einer Einsaat in regelmäßigen Abständen immer wieder eine flache Bodenbearbeitung mit Kreiselegge/Egge/Fräse durchführen (siehe Seite 18 der Broschüre „Anlage von naturnahen Grünflächen. Praxisratgeber für Gemeinden“).
Wurzelunkräuter wie Quecke, Distel, Weißklee oder Winde manuell entfernen.
Der Boden sollte vor der Einsaat eine feinkrümelige Bodenstruktur aufzeigen.
Am besten vor beginnender feuchter Witterung säen.
Mögliche Zeitpunkte: Februar-Mai und August-Oktober (Vorteil für Kaltkeimer)
Aussaat: Eine Hälfte des mit Sand gestreckten Saatguts in einer
Richtung säen. Anschließend die andere Hälfe in Querrichtung
säen.
Achtung: Saatgut unbedingt nur andrücken oder anwalzen.
Dies sorgt für Bodenkontakt und eine gleichmäßige Keimung.
Nie in den Boden einarbeiten oder zudecken, denn Kräuter sind Lichtkeimer!
Bei länger ausbleibendem Regen: Boden alle 2 bis 3 Tage durchdringend bewässern.
Detaillierte Ansaatanleitungen werden beim Kauf der Saatgutmischungen von der Firma Rieger-Hofmann mitgeliefert.

Alles weitere, was Sie bei der Anlage einer Blumenwiese beachten müssen finden Sie in der der Broschüre „Anlage von naturnahen Grünflächen. Praxisratgeber für Gemeinden„.

Wo kann ich die d’LUX-Mëschungen kaufen?

Private Kunden (kleinere Mengen):

Für Gemeinden, Firmen, etc.. (größere Quantitäten):

Hecken, Sträucher und Bäume

Hecken, Sträucher und Bäume können den eigenen Garten nicht nur vor ungebetenen Gästen und Blicken schützen, sie bieten sowohl Insekten als auch Vögeln und Kleinsäugern Unterschlupf und Nahrung.

Balkon bepflanzen

Auch Balkone können zur Bienenweide umgestaltet werden. Für die Bepflanzung Ihres Balkons können Sie sich an folgenden Projekten inspirieren:

Spezifische Tipps für Bienen und andere Insekten

Auf folgenden Internet-Seiten finden Sie spezifische Tipps für die Gestaltung eines bienenfreundlichen Gartens:

Oekobib Mediathéik

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Zahlreiche Publikationen können außerdem in der Mediathek www.oekobib.lu des Oekozenter Pafendall ausgeliehen werden.