Welche Bäume für den Siedlungsraum?

Bäume erhöhen die Lebensqualität in unseren Städten und Dörfern. Sie kühlen ihr Umfeld indem Sie Schatten spenden und Wasser verdunsten. Sie bieten Tieren Unterschlupf und Nahrung und Ihr grünes Laub wirkt sich nachweislich positiv auf unser Wohlbefinden aus.

Bäume im Siedlungsraum haben jedoch mit vielen Stressfaktoren zu kämpfen: Platz- (im Wurzelraum und über dem Boden) und Wassermangel, verdichteter, belasteter und unangepasste Boden, Streusalz, Hundekot und Urin, Hitze- und Trockenstress, Staunässe, Schädlingsbefall und Krankheiten, Schadstoffbelastung und Beschädigungen durch Arbeiten oder Verkehr, erschweren Bäumen das Leben in unseren Städten und Dörfern.

Mit dem Klimawandel wird sich der Druck auf Bäume im Siedlungsraum weiter erhöhen.

Deshalb ist es unbedingt nötig, dass Bäume von Anfang an in die Siedlungsplanung mit eingeplant werden und dass ihnen genügend Platz (die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL) rät zu einem Wurzelraum von mindestens 12 m3), Wasser und qualitativ hochwertiges Substrat zugestanden wird. Denn nur so werden sie ihre vielfältigen positiven Wohlfahrtsfunktionen erfüllen können.

Den passenden Baum für den ausgewählten Standort

In Luxemburg kann immerhin aus über 30 verschiedenen einheimischen Baum-, und 40 Strauch-Arten ausgewählt werden. Die verschiedenen Arten haben dabei unterschiedliche Ansprüche an Ihr Umfeld. So gedeiht die Traubeneiche z.B. am besten auf tiefgründigen, frischen bis feuchten Böden, kann aber mit hohem Grundwasserstand und dauernassen Areale nicht gut umgehen. Ein solcher Standort eignet sich viel besser für eine Weide oder Ulme.

Demnach ist es unabdingbar, dass bei der Auswahl der Baumart sowohl die Ansprüche des Baumes als auch die Begebenheiten des Standortes berücksichtigt werden.

Sollen auch “nicht einheimische“ Bäume im Siedlungsraum gepflanzt werden?

Im Siedlungsraum gibt es große Unterschiede zwischen möglichen Standorten. In Parkanlagen, sind Bäume vergleichsweise wenigen Stressfaktoren ausgesetzt. Hier können problemlos einheimische Arten eingesetzt werden. In viel befahrenen Straßen, wo Bäume sich auch den Wurzelraum mit dem Tiefbau teilen müssen, sind die Stressfaktoren vielseitiger und es wird schwieriger eine einheimische Art zu finden, welche diesem Standort auf lange Dauer gewachsen ist.

Auch bei angepasster Planung und Umsetzung, wird der Standort Straßenraum ein stressreicher Standort für Bäume bleiben. Deshalb ist der Mouvement Ecologique der Meinung, dass hier, neben einheimischen Baumarten, auch Baumarten gepflanzt werden können, welche besser an den Extremstandort Siedlungsraum angepasst sind.

Der Mouvement Ecologique hat diesbezüglich, und auch aufgrund fachlicher Referenzen, eine Liste mit einheimischen und „nicht einheimischen“ Baum-Arten aufgestellt, welche sich für den Siedlungsraum eigenen (Liste im Anhang). Diese Liste wurde auch an des Umweltministerium – als Empfehlung zur Baumarten-Liste für den Naturpakt – geschickt.

Weil die Biodiversität – und deshalb der Nutzen von Bäumen also Lebensraum für Tiere – ein Hauptaspekt des Naturpaktes ist, wurden für diese Liste ausschließlich Arten, welche in Europa und Umgebung heimisch sind zurückbehalten. Arten mit Ursprung aus Amerika und Asien sowie kultivierte Sorten wurden nicht zurückbehalten. Eine Ausnahme bilden hier die Ulmen-Hybriden. Angesichts der Ulmenkrankheit, welche die meisten europäischen Ulmen befällt, ist es nach Ansicht des Mouvement Ecologique nach sinnvoll hier auf resistente Hybride zurückzugreifen. Ein weiterer Faktor, welcher bei der Auswahl nicht heimischer Arten unbedingt beachtet werden muss ist das Potential einer Art invasiv zu werden und so eventuell auch in der Grünzone, Fuß zu fassen und heimische Arten zu verdrängen. Gibt es Hinweise, dass eine Art potentiell invasiv werden könnte, sollte grundsätzlich auf ihren Einsatz verzichtet werden.

Herkunft der Bäume und Anpassung an extreme Bedingungen

Bäume können an den extremsten Standorten wachsen, wenn sie sich von Spross auf an die extremen Bedingungen anpassen müssen/können.
Die meisten Stadtbäume kommen jedoch aus Baumschulen, wo sie mit viel Zuwendung, Nährstoffen, Wasser, Wurzelraum und in gutem Boden heranwachsen. Der Umzug in ein kleines Pflanzloch mit schlechtem Substrat, wenig Wasser oder Staunässe, Salz- und Urinbelastung, etc. ist also für die meisten Bäume ein Schock, an den sie sich jetzt nur noch schwer anpassen können. Resultat: Sie werden nur wenige Jahre alt (ein Bruchteil von dem Alter, welches sie unter besseren Bedingungen erreichen könnten).

Es wäre demnach sinnvoll Stadtbäume bereits von Anfang an auf ihren Ziel-Standort vorzubereiten, damit sie die nötigen Fähigkeiten entwickeln können, um mit dem Extremstandort Siedlungsraum umgehen zu können. Zusätzlich wäre es sinnvoll, auch im Siedlungsraum „wilde Orte“ zu erhalten, in welchen sich Bäume selber ansiedeln können.

Weitere Informationen:

Sie interessieren sich für Bäume im Siedlungsraum oder beschäftigen sich beruflich mit dem Thema? Hier einige Links, die Sie interessieren könnten:

  • Die Empfehlungsliste des Mouvement Ecologique zu Bäumen im Siedlungraum, erstellt im Rahmen des Naturpaktes. Die Liste wurde auch dem Ministerium für Umwelt übermittelt mit der Bitte, diese in die Ausarbeitung des Referenzmaterials für den Naturpakt zu berücksichtigen.
  • Das Fach-Webinar „BÄUME IM SIEDLUNGSRAUM – KLIMAANGEPASSTE ARTENAUSWAHL UND NACHHALTIGE GESTALTUNG DES WURZELRAUMS“ vom 4. März 2021 kann HIER angesehen werden.
  • Der Bericht zur Online-Fragerunde mit Klaus Körber vom 8. Dezember 2021 kann HIER nachgelsen werden.

 

  • Stadtgrün 2021 – ein Projekt der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, bei welchem eine Auswahl an Bäumen auf ihre Resilienz im urbanen Raum gestestet werden.
  • Die LWG hat auch Studien zur Insektenvielfalt auf heimischen/nicht heimischen Bäumen im Siedlungsraum veröffentlicht.
  • Die GALK-Straßenbaumliste 
  • In der Publikation MURIEL – Multifunktionale Retentionsflächen, Seite 32-33 finden Sie eine Liste vun Stadtbäumen und Sträuchern mit Angabe ihrer Trockentoleranz, Winterhärte, Salz- und Überflutungstoleranz.
  • Das Forschungsprojekt GrüneLunge beschäftigt sich mit der Widerstands- und Anpassungsfähigkeit (Resilienz) städtischer Bäume und Wälder.