An Zäite vu Klimawandel: Wéi eng Beem an ons Stied an Dierfer?

Am 8. Dezember 2021 organisierte der Mouvement Ecologique und das Oekozenter Pafendall, mit der finanziellen Unterstützung des Umweltministeriums einen Online-Austausch zum Thema „Bäume im Siedlungsraum“. 30 Akteure aus Gemeinden, Naturschutzsyndikaten, Planer*innen, Gärtner*innen und interessierte Privatleute kamen online zusammen, um sich mit dem Baum-Experten Klaus Körber auszutauschen.

Es gibt nicht die „eine“ Lösung…

Klaus Körber, Diplomingenieur der Fachrichtung Gartenbau und Arbeitsbereichsleiter für Technik und Unternehmensentwicklung an der Bayrischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau, betonte vor allem folgende Punkte:

  • Den einen Klima-Baum, der auf jedem Standort funktioniert, unabhängig von der Größe des Pflanzloches, ob ich ihn wässere oder nicht,…, den gibt es nicht! Wir werden uns in Zukunft um alle Bäume kümmern müssen!
  • Wir brauchen in unseren Siedlungsräumen eine möglichst große Vielfalt an Bäumen (aus ganz unterschiedlichen Familien)! Nur durch Vielfalt können größere Ausfälle durch Schädlingsbefall, Dürre- und Hitzeperioden verhindert werden bzw. auch den Insekten in den verschiedenen Jahreszeiten Nahrung geboten werden.
  • In diesem Sinne brauchen wir auch eine größere Toleranz für die Arten- und Sortenauswahl im Siedlungsraum. Natürlich braucht es einheimische Arten. Aber es sollte auch auf Arten aus wärmeren Regionen (z. B. Balkan) zurückgegriffen werden. Die Angst, diese würden sich auch in der Grünzone ausbreiten und heimische Arten verdrängen, weist Herr Körber entschieden von der Hand. Zwar gäbe es Fälle von invasiven Pflanzenarten, diese würden aber meist im Siedlungsraum bzw. auf „bereits gestörten Flächen“ problematisch werden.
  • Bäume brauchen Platz im Wurzelraum (und auch im Kronenraum). Die Wurzeln sind das Herz und der Kopf des Baumes: Fehlt der Platz, braucht man gar nicht erst pflanzen, denn der Baum wird sich nicht entwickeln können.

Bäume in unseren Siedlungen: ein Beitrag zu Biodiversität

Klaus Körber berichtet von einer Studie auf einheimischen und „gebietsfremden“ Linden, wo 58,9 % der eingefangen Wildbienen auf beiden Linden vorzufinden waren, 25,7 % nur auf „gebietsfremden“ und 15,4% nur auf heimischen Linden vorkamen. Auch andere Studien würden nachweisen, dass auch „gebietsfremde“ Arten sehr wohl der Biodiversität nützlich seien. So konnte eine andere Studie in Würzburg 57 Wildbienenarten auf Stadtbäumen nachweisen und kam im Vergleich heimisch-nicht heimisch auf ähnliche Zahlen wie Klaus Körbers Studie. Auch wichtig: 91 % der erfassten Insekten waren Pollensammler, 86 % Bodennister – sind also auf offene Stellen z.B. Sandhaufen am Boden angewiesen, und 85 % sind polylektisch – heißt, sie fliegen auf verschiedenen Blüten.

Ganz wichtig ist, dass Bienen auch im Juli-August, wenn unsere heimischen Bäume größtenteils schon „verblüht sind“, noch Pollen und Nektar finden. Hier könnten, so seine Aussage, z. B. die Silberlinde (Tilia tomentosa) oder der Schnurbaum (Styphnolobium japonicum) zum Einsatz kommen.

Bepflanzung der Baumscheiben

Aber auch Stauden-Pflanzungen am Fuß der Stadt-Bäume (Baumscheiben), können für die nötige saisonübergreifende Blütenvielfalt sorgen. Da Jungbäume eh gegossen werden müssen, kann das Wasser für die Stauden direkt mit eingeplant werden. So treten diese auch nicht in Konkurrenz mit dem Baum. Außerdem können auch trockenheitsresistente Stauden eingesetzt werden, die wenig Wasser benötigen.

Pflege von Stadtbäumen: Wasser, Stammschutz, Pflanztiefe, Pflanzschnitt, Nährstoffe, Salz

Die Wasserversorgung von Stadtbäumen ist ein ganz wichtiges Thema. Um nicht auf Leitungswasser zurückgreifen zu müssen, werden das Auffangen von Regenwasser und Nutzen von Grauwasser in Zukunft unabdingbar sein und sollten deshalb unbedingt bei neuen Siedlungen, aber auch bei Renovationen im Bestand eingeplant und umgesetzt werden[1]. Die „grüne Infrastruktur“, – welche für die zukunftsfähige Siedlung unabdingbar ist, ist abhängig von einer funktionieren blauen Infrastruktur!
Wassermangel führt nicht nur zu frühzeitigem Laubabwurf, sondern generiert auch Schäden am Stamm und führt – wie am Beispiel Fichte und Borkenkäfer ausführlich beschrieben – zu einer erhöhten Anfälligkeit für Schädlinge.

Klaus Körber spricht sich des Weiteren ausdrücklich für den Stammschutz (z. B. über einen weißen Anstrich (Stammschutzfarbe Arbo-Flex)) von Stadt-Bäumen aus. Dieser schützt den Baum vor hoher Sonneneinstrahlung und verhindert, dass er sich zu sehr aufheizt.

Vielen Bäumen fehlt auch der Pflanzschnitt. Sie kommen aus der Baumschule, wo sie gehegt und gepflegt wurden, und werden dann von einem Tag auf den anderen quasi sich selbst überlassen.

Zu oft noch werden Bäume zudem zu tief gepflanzt, was zu Sauerstoffmangel an der Wurzel führt. Bäume, die in kleinen Pflanzlöchern stehen, gehen zudem schnell die Nährstoffe (Stickstoff N, Phosphor P) aus. Sie müssen gedüngt werden, damit Sie wachsen und überleben können.

Eines der größten Stressfaktoren für Bäume im Siedlungsraum ist die hohe Salzkonzentration im Wasser und Boden, welche durch das winterliche Salzstreuen zustande kommt. In Blättern von Stadt-Bäumen wurden Salz-Konzentrationen gemessen, die 10-20 % über den Werten, die für Bäume verträglich sind, liegen. Alternativen, wie z. B. der Einsatz von Kies (in Ländern wie Norwegen eine gängige Praxis), sollten auch der Stadtbäume zuliebe unbedingt angegangen werden.

Welche Bäume für die Zukunft?

Kommen z. B. die Eichen wegen möglichem Eichenprozessionsspinner-Befall, die Eschen wegen dem Eschensterben (Pilzkrankheit) oder die Erle wegen hohen Ansprüchen an ihren Standort nicht (mehr) für den Siedlungsraum in Frage? Klaus Körber zufolge können wir es uns nicht erlauben, auf diese Arten zu verzichten. Schlussendlich blieben nämlich bei einem solchen Auswahlverfahren nur noch eine Handvoll Arten übrig. Würden die wenigen zurückbehaltenen Arten ggf. einem neuen Schädling zum Opfer fallen, wäre der ganze Baumbestand dahin. Es wäre also viel gescheiter, sich so breit wie möglich aufzustellen und wie gesagt, auf Vielfalt zu setzen.

Auch wäre z. B. das Eschensterben bei Stadtbäumen weniger akut, da im Siedlungsraum das Laub vom Boden abgetragen wird und sich der Pilz so weniger schnell ausbreiten kann. Auch sei die heimische Esche dabei, Resistenzen zu entwickeln. Hier muss man der Evolution eine Chance geben. Eschen hätten die Trockenheit und Hitze der letzten Sommer besser weggesteckt als z.B. die Linde oder der Ahorn. Hier ruft Herr Körber zu einer gewissen „Risikobereitschaft“ auf und setzt sich für den weiteren Einsatz der Esche ein.

Es sei hier auf die Liste „Baumarten für den Siedlungsraum“ verwiesen, die vom Mouvement Ecologique erstellt wurde.
Zusätzlich zu den dort aufgeführten Arten kämen nach Kl. Körber u.a. noch folgende Baumarten in Frage:

Purpur-Erle (Alnus spaethii), Ulmus lobel, Rosskastanien (Aesculus sp.), Gleditschie (Gleditsia triacanthos), Maulbeeren (z.B. Morus alba platanifolia, auch fruchtlos erhältlich), Silberlinde (Tilia tomentosa) und Schnurbaum (Styphnolobium japonicum).

In den Downloads (Oben im Artikel) finden Sie die Folien sowie weitere interessante Dokumente, welche Herr Körber jedem für eine vertiefende Lektüre zur Verfügung stellt.

Falls Sie das Webinar vom März 2021 zum Thema Bäume im Siedlungsraum (mit Klaus Körber) noch nicht gesehen haben, können Sie dies jederzeit nachholen:

Fachveranstaltung 1: BÄUME IM SIEDLUNGSRAUM – Klimaangepasste Artenauswahl und nachhaltige Gestaltung des Wurzelraums – 4. März 2021 mit den Referenten Klaus Körber, Bayrische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Prof. Stefan Schmidt, Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau u. Österreichische Bundesgärten und Alexander Borgmann, ARBOR revital

[1] Hier verwies Herr Körber auch auf das Prinzip der Schwammstadt, welches im Webinar vom März ausführlich vom Referenten Stefan Schmid beschrieben wurde (ab Minute 1:08:00).