Zoustandsanalys Liewensräim an Aartevillfalt – Spannenden Austausch iwwert d’Resultater, d’Ursaachen an den Handlungsbedarf

Anfang Dezember organisierte der Mouvement Ecologique ein Zukunftsgespräch zum Thema „Zoustandsanalys vu Liewensräim an Aartevillfalt zu Lëtzebuerg: Dramatesche Réckgang! Wéi Reagéieren?“. Die Referenten Gilles Biver,  Conseiller de Gouvernement première classe beim Umweltministerium,  und Jacques Pir,  Fledermausexperte und langjähriges Mitglied der Naturschutz-Arbeitsgruppe des Mouvement Ecologique , präsentierten eine vollständige und höchst interessante Übersicht und Analyse des heutigen Zustandes der Biodiversität. 105 Teilnehmer*innen verfolgten den Austausch von knapp 2 Stunden, an dessen Ende zudem auf Fragen und Anmerkungen eingegangen werden konnte.

Sehen Sie hier die Veranstaltung im Replay:

Aufhänger des Zukunftsgesprächs war das sogenannte „Reporting“ – die Zustandsanalyse der europäisch geschützten Arten und Lebensräume, welche Luxemburg alle 6 Jahre bei der europäischen Kommission einreichen muss. Ziel dieses Berichts ist es aufzuzeigen, in wie weit die europäischen Naturschutz-Direktiven (Vogelschutz-Direktive und FFH-Direktive) in den verschiedenen europäischen Ländern umgesetzt werden und mit welchem Resultat. „Auch wenn diese Zustandsanalyse sich vor allem für die europaweit geschützten Arten interessiert, so spiegelt sie doch auch sehr gut den allgemeinen Zustand der Artenvielfalt und der Lebensräume in Luxemburg wieder“, so Gilles Biver zu Beginn seiner Präsentation. Die Resultate des „Reportings“ sind demnach größtenteils auf die ganze Biodiversität Luxemburgs übertragbar.

Als Koordinator  des „Reportings“ konnte Gilles Biver einen Einblick geben, wie diese Zustandsanalyse erstellt wurde: Welche Daten wurden erhoben, wie und von wem? Die eigentliche Präsentation der Resultate ihrerseits wurde durch spezifische Beispiele illustriert und verständlich aufbereitet.

Hauptsächlich Offenlandbiotope und -arten sind bedroht

Anhand der Mageren Flachlandmähwiese wurde z.B. erklärt, wie die intensive landwirtschaftliche Nutzung artenreiche Blumenwiesen durch Überdüngung (zu hoher Viehbestand für Luxemburg mit hohem Eintrag an Gülle ) und hohe Mahd-Frequenz, bzw. hoher Weidedruck nach und nach verschwinden lässt. Grundsätzlich sind vor allem die Lebensräume des Offenlandes, sowie Feuchtgebiete und aquatische Lebensräume gefährdet. Als Konsequenz sind es auch vor allem die Arten der Offenlandschaft (Rebhuhn, Kiebitz, Fledermäuse, Tagfalter,…), welche immer seltener werden.

Beide Referenten stellten klar, dass es sich beim Verlust unserer Biodiversität größtenteils um eine schleichende Entwicklung handelt. Neben der Intensivierung der Landwirtschaft wurde dabei auch das Wachstum mit  Bebauung und Zersiedlung als Zerstörungsursache von Lebensräumen genannt. Die Kompensierung dieses Lebensraumverlustes ist langwierig, kompliziert und oft nicht möglich.

Um gegen diese schleichende Entwicklung vorzugehen, braucht es – so die Referenten – vor allem einen Wandel in der Agrarpolitik. Landwirtschaftliche Betriebe dürfen nicht weiter in die Intensivierung und Maximierung ihrer Produktion gedrängt werden. Fördergelder müssen nach dem Prinzip „öffentliche Gelder für öffentliche Dienstleistungen“ verteilt werden. Zu diesen Dienstleistungen zählen bei der Landwirtschaft, neben der Lebensmittelproduktion, vor allem auch die Erhaltung einer artenreichen, gesunden und resilienten Offenlandschaft und einer guten Gewässerqualität. Dieser Wandel muss aber nicht nur von der EU kommen – Stichwort Gemeinsame Agrarpolitik – sondern auch national eingefordert und umgesetzt werden. Hier ist nicht nur die Politik gefordert, diese Reformen durchzuführen, sondern auch die Zivilgesellschaft sie einzuklagen.

Da viele bedrohte Arten als „conservation dependant“ einzustufen sind, hängt es von den eingesetzten Mittel (personell und finanziell) ab, ob der Erhaltungszustand dieser Arten verbessert werden kann. Einzelne positive Beispiele wie z.B. die aktuelle Ausbreitung des Laubfrosches nach gezielten Schutzbemühungen lassen hoffen….

Wie muss Naturschutz in Zukunft aussehen um seinem Name gerecht zu werden? Auf diese und viele anderen Fragen wurde während des Zukunftsgesprächs eingegangen.

In den Downloads finden Sie auch die Power-Point Präsentation unserer Referenten.