Schottergäert

Auch in Luxemburg ist der „Schottergarten“ auf dem Vormarsch. Immer mehr Vorgärten werden in graue, lebensfeindliche Steinwüsten umgewandelt. Warum diese Endwicklung problematisch ist und wie Sie statt eines Schottergartens einen unkomplizierten naturnahen Garten anlegen, erfahren Sie hier.

Der Mouvement Ecologique und das Oekozenter Pafendall möchten gemeinsam mit Ihnen die weitere Ausdehnung dieser „Steinwüsten“ verhindern und diesen negativen Trend stoppen! Wie können Sie uns dabei helfen? Hier geht’s zu den Mitmachaktionen.

Der Schottergarten – ein trojanisches Pferd

Einsparen von Zeit, Kraft, Geld und der Verzicht auf Herbizide – das erhofft sich so mancher Hausbesitzer beim Anlegen eines Schottergartens. Die Realität ist jedoch eine ganz andere!

Hoher Aufwand und Kosten

Zum Anlegen eines Schottergartens muss die fruchtbare Bodenschicht entfernt, eine Unkrautfolie ausgelegt und mit einem Schotter/Sand Gemisch überdeckt werden. Dann folgt eine Schicht aus exotischem Zierkies, die eventuell noch mit einer Kunststoffplatte in Position gehalten wird. Diese schweißtreibende Arbeit, die recht viel Material erfordert, müssen meist professionelle Betriebe übernehmen.

Regelmäßiges mühsames Entfernen von Blättern – verfärbte Steine

Im Kieselbeet landet Herbstlaub, das konsequent und penibelst entfernt werden muss, damit sich kein „Unkraut“ zwischen den Steinchen bildet. Da Laubbläser aus Energie-und Lärmschutzgründen und ihren negativen Auswirkungen auf Kleinlebewesen abzulehnen sind, bleibt nur die mühsame Handarbeit. Pollen und Staub sind zudem nicht aus dem Beet zu entfernen und tragen langsam aber sicher zum Aufbau von „Unkraut“, Algen, Moosen, Flechten usw. bei. Nach einiger Zeit verfärben sich die Steine und irgendwann nutzt alles „umdrehen“ nichts mehr. Eine arbeits- und kostenintensive Sanierung drängt sich dann auf.

Häufiger Griff zu Herbiziden

Da der Glaube, ein Schottergarten wäre unkraut- und moosfrei sich leider nicht bewährt, greift dann aber so mancher recht schnell auf den Einsatz von Herbiziden zurück, um ihn „sauber“ zu halten. So entsteht ein toxisches Umfeld für die Hausbewohner. Die Herbizide werden zudem vom Regenwasser ausgewaschen und landen in Bächen, Flüssen und Seen, wo sie großen Schaden anrichten.

Eine warme Wüste ohne Leben – Warum das Anlegen eines Schottergartens problematisch ist.

Der Duden beschreibt den Garten als „begrenztes Stück Land, (am, um ein Haus), zur Anpflanzung von Gemüse, Obst, Blumen…“. Der Schottergarten ist das Gegenteil davon und die negativen Auswirkungen sind erheblich:

Der Boden verkümmert!
Unter dem Gewicht der Steine geht alles Leben im Boden verloren. Und falls der Kieselstein wieder entfernt werden sollte, ist eine aufwendige Bodenrenaturierung notwendig.

Naturnahe Pflanzen gibt es kaum!
Generell werden diese Kieselgärten nicht oder nur sehr spärlich bepflanzt. Und wenn doch, wird meist auf exotische Pflanzen wie Bambus, Pampasgras oder Chinaschilf, welche für heimische Bienen und Schmetterlinge kaum Nahrung bieten, zurückgegriffen, da sie vermeintlich in den „Flair“ des Schotterungetüms passen und pflegeleicht erscheinen.

Das Umfeld erhitzt!
Kies- und Steinflächen heizen stärker auf als naturnahe Grünanlagen, speichern Wärme und strahlen sie wieder ab. Somit verändert sich das Mikroklima um das Haus und letztendlich auch das Stadtklima drastisch. Bereits heute liegen die Temperaturen in den Städten 2-3°C über denen des Umlandes. Durch die Klimakrise werden sie noch weiter ansteigen.

Wir waren mit einer Wärmebildkamera in Luxemburg-Stadt unterwegs und haben die Temperaturen von benachbarten Schotter- und begrünten Vorgärten festgehalten. Das Ergebnis finden Sie HIER.

Tiere finden keinen Lebensraum!
Tiere wie Schmetterling, Blaumeise, Frosch, Igel und sogar die Eidechse, die Steinlandschaften eigentlich liebt, finden auf dieser monotonen Fläche weder Nahrung noch Unterschlupf.

Regenwasser versickert kaum!
Je nach Abdichtung des Schotterbeetes wirkt die Fläche wie eine weitere versiegelte Fläche, Regenwasser wird nicht wie bei einer Grünfläche von der Vegetation zurückgehalten. Die Folge: bei Starkregen landet das Wasser unter Umständen in überschwemmten Kellern, der übervollen Kanalisation und schlussendlich verdreckt in Flüssen und Bächen.

Kein Beitrag zur Luftfilterung!
Pflanzen können feine Staubpartikel und Stickstoffdioxide aus der Luft filtern. Fehlen sie, reichern diese Partikel sich an und werden zur Belastung für unsere Lungen.

Ästhetik & Naturerfahrung fehlen!
Auf monotonen Schotterflächen bieten weder der Wechsel der Jahreszeiten noch farbige Blüten, leckere Früchte oder wohltuende Düfte unseren Sinnen, spielenden Kindern oder vorbei-schlendernden Fußgängern Anlass zur Freude.

Ein naturnaher (Vor-)Garten – für den Menschen und die Natur

Ein naturnaher (Vor-)Garten gewährt genau das Gegenteil der Schotter- und Kieselsteinwüsten!

  • Pflanzen verbessern die Luftqualität, Mikro- und Makroklima, schlucken den Stadtlärm und wirken sich somit nachweislich positiv auf das physische und psychische Wohlbefinden aus. Dies ist besonders wegen der Klimakrise ausgesprochen wichtig.
  • Ein fruchtbarer Boden bietet Milliarden von Kleinlebewesen und Tausenden von Insekten Unterschlupf und Nahrung.
  • Einheimische Pflanzen versorgen Bestäuber die ganze Saison über mit Pollen und Nektar.
  • Wo sich viele Insekten und Würmer tummeln, finden auch Vögel und Kleinsäuger Nahrung und Unterschlupf.
  • Belebte, farbenfrohe, naturnahe (Vor-)Gärten sind eine Pracht fürs Auge und schaffen eine einladende Atmosphäre.

Naturnaher Vorgarten, einheimische Stauden und Hecken sind das Motto!

Stauden sind mehrjährige Blütenpflanzen. Die ersten Jahre nach der Pflanzung müssen Sie noch 2-3 Mal im Jahr ungewollte Gräser und andere „Eindringlinge“, die sich zwischen den Stauden ansiedeln, manuell entfernen. Doch wenn die Stauden bis ihre volle Größe angenommen und den Platz, den Sie ihnen bei der Pflanzung zugewiesen haben, voll ausnutzen, hat das „Unkraut“ fast keine Chance mehr. Dann müssen Sie die Stauden nur noch einmal im Jahr zurückschneiden – möglichst erst im Frühjahr, so dass Insekten in den abgestorbenen Stängeln überwintern können und Vögel auch im Winter Nahrung finden.

Auch eine Blumenwiese verursacht recht wenig Arbeit. Einmal angelegt, muss sie nur noch 1-2 Mal im Jahr gemäht werden. Auch hier gilt: einheimische Saatmischungen wählen. Einzelne Abschnitte können die ganze Saison über bis zum nächsten Frühjahr stehen gelassen werden. Aber Achtung: nicht alle Saatmischungen sind für jeden Standort geeignet.

Bäume, Hecken und Sträucher können den eigenen Garten nicht nur vor ungebetenen Gästen und Blicken schützen, sie bieten sowohl Insekten als auch Vögeln und Kleinsäugern Unterschlupf und Nahrung.

Sie möchten selbst einen unkomplizierten naturnahen (Vor-)Garten anlegen?

ZDF Reportage: Schotter auf dem Vormarsch – Wie Deutschlands Gärten versteinern

In der folgenden Reportage werden die verschiedenen Gründe, warum Schottergärten problematisch sind, anschaulich aufgezeigt und diskutiert. Dabei wird auch insbesondere auf die Herkunft und den Abbau des Schotters eingegangen: