Natur ëm d’Haus: Vigel fidderen am Wanter?

Im Herbst/Winter steht man in Supermärkten und Gartencentern wieder von einer großen Auswahl von Vogelfutter. Auf was sollte man hier achten?

Naturnaher Garten bevorzugt

Besser als eine (künstliche) Fütterung, falls dies möglich ist: den Vögel in seinem Garten/auf seinem Balkon einen naturnahen Lebensraum anbieten, so dass sie ihre natürliche Nahrung (Insekten, Samen, andere Kleinstlebewesen, …) hier finden können. Vögel (und andere Tiere) profitieren von Gehölzen – welche blühen und im Herbst dann auch Früchte tragen! -, Laubhaufen und Blumenwiesen sowie Staudenbeeten, welche erst im Frühjahr zurückgeschnitten werden und ihnen somit über den Winter als Nahrungsquelle und Lebensraum zur Verfügung stehen.

Ein Argument für das Zufüttern von Vögeln ist der positive Nebeneffekt, dass man die Vögel an der Futterstelle gut beobachten kann. Es macht Spaß und Freude zu beobachten, welche gefiederten Gäste den eigenen Garten besuchen und weckt ein Gefühl von Naturverbundenheit, welches dem Naturschutz im besten Fall zugute kommt. Da die Winterfütterung keinesfalls den fehlenden Lebensraum – also z.B. einen naturnahen Garten, eine vielfältige Landschaft – ersetzen kann, kann sie zum Artenschutz letztlich leider nur wenig beitragen. Sie hilft im besten Fall einzelnen Tieren über den Winter, aber nicht dem Erhalt gefährdeter Arten. Dazu müsste man die Landwirtschaft umgestalten: die Förderung einer weniger intensiv genutzten und pestizidfreien Landwirtschaft, mit Blühstreifen, Heckenstrukturen, usw. Auch muss das Vogelfutter irgendwo angebaut werden. Meist geschieht dies im Rahmen der konventionellen Landwirtschaft, die heute kaum mehr geeigneten Lebensraum für unsere gefährdeten Agrarvogelarten bietet.

Auf was achten beim Kauf von Vogelfutter?

Unser Tipp: wenn sie nicht auf das Zufüttern von Vögeln verzichten möchten, stellen Sie Ihr Vogelfutter selbst zusammen! Dies kann, besonders auch zusammen mit Kindern, eine befriedigende und motivierende Aktivität darstellen.

Soll es doch gekauftes Vogelfutter sein!? Dann achten Sie auf folgendes:

 

 

 

 

Abb. Eine Blindschleiche hat sich in einem Futternetz verheddert und kann sich nicht mehr befreien: verzichten Sie auf Vogelfutter in Netzen!

  • Vermeiden Sie Vogelfutter in Plastiknetzen, um zu verhindern, dass weitere Tiere das Schicksal der Blindschleiche auf dem Foto teilen. Die Netze gelangen oft über Elstern und Krähen in die Natur und werden so zur lebensgefährlichen Falle für Tiere. Auch können sich die Vögel mit ihren Beinen verheddern und schlimm verletzen.
  • Wählen Sie stattdessen Futterspender (Futtersilos), bei denen die Tiere nicht im Futter herumlaufen und es mit Kot verschmutzen können. So minimieren Sie die Gefahr, dass sich Krankheitserreger übertragen und ausbreiten. Sollten Sie dennoch herkömmliche Futterhäuschen verwenden (bei welchen das Futter ausgestreut wird, und somit in direkten Kontakt mit den Vögeln kommt), dann reinigen Sie diese regelmäßig mit heißem Wasser und legen Sie täglich nur wenig Futter nach. Kranke und tote Vögel sind ein Alarmzeichen, meist handelt es sich um eine Salmonelleninfektion. Das Füttern ist dann sofort einzustellen und der Futterplatz sowie die Umgebung sind zu räumen.
  • Achten Sie darauf, „Ambrosia-freies“- Futter zu kaufen. Ambrosia ist ein eingeschleppter Neophyt (also keine einheimische Art), welcher sich durch Vogelfutter auch in Luxemburg weiter ausbreitet (https://neobiota.lu/ambrosia-artemisiifolia/), und dessen Pollen beim Menschen heftige Allergien auslösen kann! Vor allem billiges Vogelfutter enthält oft Samen der Ambrosiapflanze (Ambrosia artemisiifolia). Vögel scheiden diese Samen unverdaut aus, was zur weiteren und unkontrollierten Verbreitung der Problempflanze führt. Im einschlägigen Handel bzw. im Natur-Shop von natur&ëmwelt (Haus vun der Natur) wird geprüftes Vogelfutter zum Verkauf angeboten.

Welches Futter mögen die Vögel ganz besonders?

Sonnenblumenkerne werden im Zweifelsfall von allen Arten gefressen und eigenen sich deshalb als Basisfutter am besten. Freiland-Futtermischungen enthalten zusätzlich andere Samen unterschiedlicher Größe, die von unterschiedlichen Arten bevorzugt werden. Meisen, Finken und Sperlinge sind die häufigsten Körnerfresser an Ihrer Futterstelle. Insbesondere Meisen lieben auch Gemische aus Fett und Samen.

Bei uns überwintern daneben auch Weichfutterfresser, wie Rotkehlchen, Heckenbraunelle, Amseln, Wacholderdrosseln oder Zaunkönig. Für sie können Sie Rosinen, Obst, Haferflocken und Kleie in Bodennähe anbieten. Dabei ist darauf zu achten, dass diese Futterstellen nicht verkoten und wegen der Übertragung von Krankheitserregern regelmäßig gewechselt werden. Es gibt spezielle Bodenfutterspender, die sich dafür besonders eignen.

Zugang zu frischem Wasser ist zudem manchmal wichtiger als eine Fütterung.

Welches Futter sollte man auf keinen Fall anbieten?

Brot sollte man nicht verfüttern, da es im Magen der Vögel aufquillt und schnell verdirbt. Billiges Vogelfutter wird meist mit großen Anteilen an Weizenkörnern gestreckt. Diese werden von den Vögeln erst dann gefressen, wenn alle anderen Samen aufgebraucht sind, sonst aber aus der Futterstelle entfernt. Dies führt daher meist zu großen Mengen ungenutzten Vogelfutters am Boden.

Wohin mit dem Futterspender?

Platzieren Sie Futterspender an einer übersichtlichen Stelle, so dass sich keine Katzen anschleichen und Sie gleichzeitig die Vögel gut beobachten können. In einem angemessenen Abstand sollten jedoch nach Möglichkeit Bäume oder Büsche Deckung bei eventuellen Attacken von Sperbern bieten. Auch sollte das Futter von Regen und Schnee geschützt sein, damit es nicht verdirbt.

Wann füttern?

Nur während der Wintermonate mit Frost und Schnee. Falls sie die Vögel füttern, sollten sie dies nicht zwischenzeitlich unterbrechen, da Vögel sich sowohl von ihren Gewohnheiten als auch von ihrer Verdauung her nur schwer umstellen können. Besonders am frühen Morgen und am Vorabend sollte Nahrung vorhanden sein. Wenn kein Schnee liegt und kein Frost herrscht, sollten nur geringe Mengen verfüttert werden, so dass die Vögel auch wieder auf die natürlichen Nahrungsquellen zurückgreifen.

Weitere wichtige und Interessante Tipps zur Vogelfütterung finden Sie auf der Internet-Seite vom NABU: www.tinyurl.com/y676zj8o

Vögel im Winter – Schaffen Sie Lebensraum!

Aus ökologischer Sicht ist absolut davon abzuraten, den Rasen kurz zu mähen oder gar mit Folie und Schotter abzutöten um anschließend Vögel und andere Tiere mit gekauftem Samen zu füttern!

Gestalten Sie Ihren Garten oder Balkon naturnah, damit Vögel und andere Tiere bei Ihnen einen geeigneten Lebensraum und ihre natürlichen Nahrungsquellen finden. Was können Sie dafür tun:

  • Pflanzen Sie einheimische Heckensträucher und Bäume, welche sowohl im Frühjahr Bestäuberinsekten Pollen und Nektar bieten, als auch im Herbst durch Beeren und Samen Vögel eine geeignete Nahrungsgrundlage bieten (Arten sind z.B. Gemeiner Schneeball, Liguster, Schlehe, Weissdorn, Heckenrose aber auch Haselstrauch);
  • Sonnenblumen, welche entweder stehen gelassen werden oder wo der Kopf mit Kernen in Frost- und Schneeperioden im Garten aufgehängt wird, sind ein natürlicher Ersatz für zugekaufte Futtersilos. Sie werden am bestem im Frühjahr/Frühsommer direkt im eigenen Garten ausgesät;
  • Distelgewächse (z.B. Dispsacus, Eselsdistel) in den Blumenrabatten, bieten dem Distel- und Grünfink im Herbst/Winter eine willkommene Nahrungsquelle;
  • Lassen Sie abgestorbene Bäume stehen, sofern sie die Sicherheit nicht gefährden, um Kleiber, Baumläufer und Spechten ausreichend Nahrung zu bieten;
  • Lassen Sie einen Teil des Rasens ungemäht stehen (auch über den Winter), so dass Wildkräuter und Graspflanzen blühen und aussamen können. So legen Sie einen natürlichen Samenvorrat im Garten Dies funktioniert besonders gut, wenn Sie eine Wildblumenwiese anlegen. Alternativ können Sie Wildblumen in Ihrem Rasen fördern indem Sie den Rasen nur 1-3 Mal im Jahr mähen und das Saatgut abtragen. Durch das Abtragen entfernen Sie Nährstoffe, was den Wildkräutern einen Konkurrenz-Vorsprung gegenüber den „fetten Grassorten“ verschafft.

Tragen Sie dazu bei, dass der Siedlungsraum, auch für den Menschen, zu einem vielfältigen, resilienten und gesunden Lebensraum mit hoher Lebensqualität wird. Unter diesem Link: https://naturelo.meco.lu/tipps/gaerten/   finden Sie weiterführende Tipps, Informationen und Planzenlisten um Sie bei der naturnahen Gestaltung Ihres Gartens zu unterstützen.

Sie haben keinen eigenen Garten, möchten sich aber trotzdem für Vögel und andere Wildtiere einsetzen!?

Dann fordern Sie Ihre Gemeinde auf öffentliche Grünflächen (Parkanlagen, Bachläufe, etc…) naturnah zu gestalten und auch Spielplätze, Friedhöfe, öffentliche Plätze und den Straßenraum naturnah zu begrünen. Gehen Sie auf die Gemeindeverantwortlichen, die beratende Umwelt- oder Bautenkommission oder das Klimateam zu und motivieren Sie diese im Sinne von naturnahen Siedlungräumen aktiv zu werden. Oder schlagen Sie eigen Projekte im öffentlichen Raum vor.

Ihre Gemeinde hat eine naturnah-gestaltete Grünfläche, Spielplatz, etc.. angelegt!? Geben Sie den Verantwortlichen und dem/der Bürgermeister*in positives Feedback damit diese nicht nur die Stimmen der Kritiker hören, sondern auch die Begeisterung der Bevölkerung spüren.