Episode 12: Hieselmaus (Haselmaus)
Mit der neuen Kampagne „En Ouer fir d’Natur“ möchte der Mouvement Ecologique die Aufmerksamkeit auf vielfach bedrohte Tierarten und ihre Lebensräume lenken – und dies mit einem Rate-Quiz des jeweiligen Tiergeräusches verbinden.
Insgesamt werden ab Ende April bis Oktober pro Monat jeweils 2 Kurzvideos zu einer Tierart unserer Ortschaften und Landschaften veröffentlicht.
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Haben Sie die Haselmaus im Clip erkannt?
Ja, zugegeben – das hier war wohl das kniffligste Quiz unserer Kampagne. Wohl die wenigsten haben je bewusst das Schnarchen einer Haselmaus gehört. Und trotzdem wollten wir mit dieser niedlichen Aufnahme die Wahrnehmung auf die Natur um uns herum lenken. Denn auch im Winter – dieser scheinbar so stillen Jahreszeit – ist das Leben nicht verschwunden, sondern macht nur eine Pause. Viele Tiere halten Winterschlaf, und dafür brauchen sie sichere, geschützte Plätze.
So auch die Haselmaus, die übrigens gar keine „echte“ Maus ist, sondern zu den Bilchen gehört – auch Schlafmäuse genannt. Ab Oktober kuschelt sie sich für mehrere Monate in ihren Winterschlaf. Mit ihren großen, dunklen Knopfaugen und dem buschigen Schwanz ist sie leicht zu erkennen – wenn man diesen heimlichen Kobold unserer Hecken denn mal zu Gesicht bekommt.
Lebensweise
Die Haselmaus ist mit 5-8 cm relativ klein. Markant ist ihr buschiger Schwanz, der ähnlich lang wie ihr Körper ist. Sie ist nachtaktiv und äußerst geschickt im Klettern. Tagsüber ruht sie in kugeligen Nestern – sogenannten Kobeln, die kniehoch in dichtem Gebüsch, Hecken und Brombeersträuchern gebaut werden.
In den warmen Monaten streift sie nachts durch das Geäst, ernährt sich von Früchten, Nüssen, Beeren, Blütenteilen, Samen und auch von Insekten oder kleinen wirbellosen Tieren. Sie verlässt dabei selten die Struktur der Hecke, deshalb ist sie auf gut vernetztes Gebüsch angewiesen – so geht sie Gefahren die auf dem Boden lauern aus dem Weg.
Da sie ein sehr heimliches Tier ist, kann man oft nur indirekte Nachweise von ihrer Präsenz erbringen: durch den Fund ihrer kugeligen Nester oder besonders künstlerisch aufgebissenen Haselnüssen. Im Gegensatz zu den von Mäusen geknabberten Löchern, verlaufen die Bissspuren der Haselmaus parallel zur Öffnung (siehe Bild).
Wenn der Herbst kommt, legt sie Fettreserven an und bereitet ihren Winterschlaf vor. Ab Oktober bis in den Frühling (meist bis April) verweilt sie schlafend in ihren geschützten Nestern.
Gefahren und Bedrohungen
Die Haselmaus leidet stark unter dem Rückgang und der Zerschneidung ihrer Lebensräume. Hecken– und Gebüschstrukturen werden zerstört, Waldwegränder gemäht und Brombeerbüsche entfernt – das nimmt ihr wichtige Verbindungskorridore (Habitatkorridore), die sie nutzt, um sicher von Strauch zu Strauch zu klettern. In solchen stark zerschnittenen Landschaften wird ihr Bewegungsraum sehr eingeschränkt, und sie kann neue Lebensräume oft nicht erreichen.
Auch klimatische Faktoren und Temperatur- sowie Niederschlagsveränderungen wirken sich aus: Für einen stabilen Winterschlaf braucht sie konstante, niedrige Temperaturen im Bereich von etwa 1–4 °C. Starke Temperatur- oder Niederschlagsschwankungen können den Winterschlaf stören. So kommt es vermehrt zu Verlusten, da diese Aufwachphasen im Winter viel Energie kosten, die sie zu dem Zeitpunkt nicht mehr ausgleichen können, da keine Beere oder Nüsse mehr zur Verfügung stehen.
Darüber hinaus schadet der Rückgang der Nahrungsvielfalt – wenn etwa durch nicht-einheimische Baum- und Strauchpflanzungen weniger Beeren, Nüsse oder Insekten verfügbar sind – ihrer Überlebensfähigkeit.
Ein weiteres Risiko: Hohe Dichten von Fressfeinden wie z. B. Marder oder auch freilaufende Hauskatzen, insbesondere in Gebieten wo eh schon weniger Hecken vorhanden sind und sie diesen Prädatoren mehr ausgesetzt sind.
Verbreitung in Luxemburg
Mit der „Aktioun Schléifer“ hat der Mouvement Ecologique von 2021 bis 2023 gemeinsam mit Bürger:innen die Vorkommen von Haselmaus, Gartenschläfer und Siebenschläfer im ganzen Land dokumentiert. Die zahlreichen Meldungen – mit Ausnahme des Öslinger Hochplateaus – haben die Datenlage deutlich verbessert, auch wenn eine solche Bürgerwissenschafts-Aktion keine systematische wissenschaftliche Erhebung ersetzen kann.
Da die Haselmaus im Anhang IV der EU-Habitatrichtlinie geschützt ist, muss Luxemburg alle sechs Jahre ihren Erhaltungszustand an die Europäische Kommission melden. Zu diesem Zweck führt das Umweltministerium seit 2010 gemeinsam mit dem Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST) eine landesweite, wissenschaftlich fundierte Untersuchung dieser Art durch. Auch diese Studien bestätigen, dass die Haselmaus in weiten Teilen des Landes vorkommt.
Hauptverbreitungsgebiete sind heckenreiche Landschaften sowie artenreiche Waldränder mit Krautsäumen und Brombeerhecken. In den letzten Jahren sind ebenfalls vermehrt Nachweise in verbuschten Kahlschlägen und Naturverjüngungen in Wäldern zu finden. Das Vorhandensein von Brombeerhecken scheint eine Konstante bei den Lebensräumen zu sein, was ihr den Beinamen „Brombeermaus“ eingebracht hat.
Zunehmend muss man allerdings feststellen, dass Haselmauspopulationen zunehmend isoliert sind weil oft ein Kronenschluss bei Straßen und Wegen durch Wälder wegen übermäßigen Fällarbeiten leider nicht mehr gewährleistet ist. Besorgniserregend ist auch, dass ihre Lebensräume – Hecken, Streuobstwiesen und Waldränder – durch Bebauung sowie intensive Land- und Forstwirtschaft zunehmend verloren gehen.
Alle Infos zu der Aktion und zusätzliche Dokumentation finden Sie hier: https://naturelo.meco.lu/projekt/aktioun-schleifer/
Wie können Sie der Haselmaus helfen?
Einheimische Hecken pflanzen
- Erhalten und pflanzen Sie einheimische Hecken und Sträucher als Lebensraum und Korridor für die Haselmaus. Wählen Sie dabei einheimische Gehölze, z.B. „Heck vun hei“ und achten Sie auf eine möglichst breite Mischung verschiedener Arten um das Nahrungsangbot an Beeren und Haselnüssen möglichst zu differenzieren. Gerade im Herbst sind die fettreichen Haselnüsse zum Aufbau der Überwinterungsreserven essentiell (Name!).
Vielfältige, strukturierte Waldränder fördern
- Falls Sie einen Wald besitzen, bewirtschaften Sie ihn naturnah: Pflegen Sie eine Mischung aus einheimischen Gehölzen und erhalten sie Alt- und Totholz. Ein hoher Anteil an jungen Gehölzen, Sträuchern und Laubbäume bietet der Haselmaus die benötigte Vertikalstruktur.
- Vermeiden Sie zudem dichte Nadelholzbestände über den am Rand liegenden Haselmaus-Wohnräume: Studien zeigen, dass Haselmäuse Nestplätze weniger nutzen, wenn Douglasien oder Fichten den Teil darüber zu sehr beschirmen. Erhalten Sie Krautsäume und Waldränder mit Brombeerhecken.
Monitoring und Schutzprojekte unterstützen
- Gehen Sie auf Haselnussjagd und dokumentieren Sie ihre Funde anhand der App inaturalist. Mehr Infos hier: https://naturelo.meco.lu/nossjuegt/
- Ermutigen Sie Ihre Gemeinden die Haselmaus mit in Planungen von Grünflächen zu berücksichtigen und Schutzmaßnahmen wie Heckenpflanzungen umzusetzen.
Weiterführende Informationen zur Haselmaus finden Sie hier:
- Aktioun Schléifer vom Mouvement Ecologique: https://naturelo.meco.lu/projekt/aktioun-schleifer/
- Projekt „Blick ins Dickicht“ von den Österreichischen Bundesforsten (von ihnen stammt die Aufnahme des Haselmaus-Schnarchens, vielen Dank für die Bereitstellung!); Blick ins Dickicht – Österreichische Bundesforste




